Musik, Manuskript, Mikro

Meat Loaf live. Nürnberg Arena 24.10.2007 Ein kleiner Bericht.

Wenn man an einem mittelmäßigen Arbeitstag plötzlich eine SMS bekommt mit folgenden Worten:

Hi! Hättest Du evtl lust for free heute abend mit zum meat loaf zu gehen?

…dann denkt man im ersten Moment:

Soll das eine rhetorische Frage sein?

Jedenfalls sagte ich schnell zu. Der Vater eines Kumpels von mir war erkrankt, und so waren die Karten über.

Leider hatte ich nicht mehr die Zeit, mich schick zu machen für dieses Konzert, und somit bin ich halt ohne Rock- oder Metal-Shirt hingefahren.

Ich bekam schon vor lauter Vorfreude Gänsehaut, wenn ich an all die Balladen und Rocksongs dachte, mit denen uns der Fleischklops seit Jahren beglückte. Trotzdem hatte ich auch Sorgen, ob der Mann nicht einfach schon zu alt ist. Aber für umsonst habe ich ihn mir gerne angesehen.

Doch vor jedem Hauptact kommt bekanntlich der Support. Leider weiß ich den Namen dieser Dame nicht mehr, die – begleitet von zwei Gitarristen – ihre Stimme und auch ihren Bauch zum Besten gab.

Und ich muss sagen, dass ich sehr beeindruckt war. Eine Mischung aus Alanis Morissette und Cher – so oder so ähnlich fasste es Andy zusammen, und das trifft es auch sehr gut. Sollte einer der Leser wissen, wie diese Dame heißt: bitte in den Kommentaren hinterlassen.

Leider spielte diese Dame nur ein paar Songs, bevor dann der Umbau für den großen Meister kam. Chris, Andy und ich (also, wenn ich ehrlich bin: hauptsächlich ich) machten in der Zwischenzeit böse Witze über alternde Musiker. Das hätten wir nicht tun sollen, denn Meat Loaf strafte uns, indem er wirklich alt und erschreckend dünn auf die Bühne kam.

Meat Loaf

In der ersten Hälfte des Konzerts wirkte der Mann sehr verwirrt, und teilweise hatte ich auch das Gefühl, dass seine Stimme nur vom Band kam. Die Show wirkte so durchgeplant, dass sie mich in keinster Weise beeindruckte. Wenn ich für die Karten Geld gezahlt hätte, dann wäre ich wahrscheinlich nach der Hälfte des Konzerts gegangen. Wenn man von Meat Loaf Töne vernahm, dann waren diese absolut schief.

Zum Glück bin ich nicht gegangen, denn zum Ende des Konzerts wurde er einfach besser. Er wurde warm mit dem Publikum und fing auch an, seine Scherze zu machen. Dieser Wandel kam aber sehr plötzlich, und ich kann nicht sagen, was der Auslöser dafür war. Plötzlich machte es einfach Spaß, ihm zuzusehen – besonders, weil er auch mit den Backgroundsängerinnen der Band nicht nur sang, sondern die Lieder schauspielerisch zelebrierte.

Meat Loaf und Backgroundsängerin

Leider hat der gute Meat Loaf ein kleines Problem, wenn er mit angestrengter Stimme singt, denn immer dann fing er an zu zittern – dummerweise hauptsächlich mit der Hand, mit der er auch das Mikrofon hielt.
Um es kurz zu sagen: Es hörte sich meist grausam an. Aber er hat sich Mühe gegeben, und viele Textpassagen wurden auch von der Band gesungen, die ihren Job sehr gut machte.

Was noch erwähnt werden muss, ist der Tontechniker. Denn der hat doch tatsächlich zwei Mal einen bösen Fehler gemacht. Einmal, als Meat Loaf zu singen begann, war sein Mikro nicht hochgezogen – okay, so etwas kann passieren. Aber wenn ein Künstler ohnehin solche Probleme hat, gut rüberzukommen, und die Show auch so inszeniert wirkte, dann darf so etwas einfach nicht passieren.

Zum Schmunzeln gab es aber auch noch etwas. Irgendwie hat nicht nur der Tontechniker geschlafen, sondern auch der oder die Backliner. Denn bei einem der letzten Songs stellte Meat Loaf sich den Mikrofonständer vor sich hin, holte tief Luft – und gerade als er zu singen begann, stellte er fest, dass es ein leerer Mikroständer war. Also hieß es erst mal: das Mikro suchen.

Als Fazit kann man schreiben, dass das Konzert immer besser wurde, und bei der Zugabe war ich sogar froh, geblieben zu sein. Auch wenn Meat Loaf es mit der Stimme nicht so hinbekommen hat, so waren die schauspielerischen Leistungen, die er während der Zugabe brachte, einfach sehr sehenswert.

Wenn ich das Konzert heute, eine Woche später, Revue passieren lasse, dann bleibt aber doch ein fader Beigeschmack. Okay, Meat Loaf ist im September 60 Jahre alt geworden, und das merkt man ihm an. Die Stimme, die ihn berühmt gemacht hat, bringt er live leider nicht mehr rüber. Deswegen sollte man sich wirklich gut überlegen, ob man ihn sich anschaut.

Man muss aber auch zugeben, dass – wenn man Konzertberichte aus anderen Städten liest – er dort nicht solche Probleme gehabt hat. Auch die Stimmung zwischen Publikum und Künstler war, zumindest in der ersten Phase des Konzerts, sehr unterkühlt.
Ich für meinen Teil bin froh, ihn live gesehen zu haben – sage aber auch, dass ich, wenn ich dafür gezahlt hätte, schwer enttäuscht gewesen wäre. Besonders da Meat Loaf ja nicht zur Kategorie „Geiz ist geil“ gehört.
Aber ich habe ein Idol mehr, das ich live gesehen habe – auch wenn dieses Konzert zu meinen Flop 10 gehört.

Meat Loaf

3 Gedanken zu „Meat Loaf live. Nürnberg Arena 24.10.2007 Ein kleiner Bericht.“

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